Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die von einer sogenannten Autismus-Spektrum-Störung (ASS) betroffen sind, haben eine Gemeinsamkeit: Die Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitung der eingehenden Umwelt-Reize ist in verschiedensten Ausprägungsformen verändert.
Das bedeutet: Eindrücke von außen, die vom Gehirn eines von Autismus-Spektrum-Störung betroffenen Menschen empfangen werden , werden in anderer Form weiterverarbeitet, als es bei den meisten Menschen üblich ist. Dies kann sich unter anderem sowohl auf die Sinneseindrücke als solche (Hören, Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken), als auch auf komplexere Signale, wie sie zum Beispiel im sozialen Miteinander ständig gesendet und empfangen werden, auswirken.
So können manche Menschen mit ASS mit Umgebungsgeräuschen nicht gut umgehen und sind in „geräuschvoller“ Kulisse rasch überfordert oder erschöpft. Das Gehirn muss Höchstleistung bringen, um den für die meisten anderen Menschen selbstverständlichen „Sortierungsvorgang“ zu erbringen, der es ermöglicht, wichtige von unwichtigen Geräuschen zu unterscheiden.
Manche Menschen mit ASS haben erhebliche Schwierigkeiten, einzelne Details zu seinem sinnvollen Ganzen verknüpfen zu können. So kann es im Zusammensein mit anderen Menschen dazu kommen, dass Signale wie Mimik, Gestik, Körperhaltung, Stimmlage usw. anders interpretiert werden, als sie ursprünglich vom Gegenüber gedacht waren: Missverständnisse und Konflikte können die Folge sein.
Viele Fähigkeiten, die für Menschen ohne Autismus „automatisch“ funktionieren, können bei Menschen, die von ASS betroffen sind mit einem immensen „Mehraufwand“ verbunden sein.
Hinzu können weitere Symptome kommen, wie etwa Konzentrationsstörungen, kognitive (also geistige) Beeinträchtigungen, fehlende Sprache, auffälliges Bewegungsverhalten oder erhebliche Schwierigkeiten, sich in andere Menschen hineinversetzen bzw. „hineinfühlen“ zu können.
Auch haben viele von ASS Betroffene ein hohes Bedürfnis nach Sicherheit und Vorhersehbarkeit und können mit Veränderung zum Teil nur schwer umgehen: als Kinder spielen sie bspw. auf die immer gleiche Art und Weise mit Gegenständen oder beschäftigen sich nur mit sehr wenigen ausgewählten Materialien. Als Erwachsene haben sie vielleicht einen sehr durchstrukturierten Alltag aufgebaut und können von dieser Struktur nur schwer abweichen, selbst wenn es von außen betrachtet wirklich wichtig wäre.
Hinter der Autismus-Spektrum-Störungen verbergen sich weitere Diagnosebezeichnungen wie frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom oder atypischer Autismus.
So individuell die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen sind, so unterschiedlich gestaltet sich auch die Symptomausprägung der von ASS Betroffenen. Daher ist eine fachärztliche Diagnosestellung unabdingbar, nur so kann herausgefunden werden, welche individuellen „Baustellen“ (Symptome) vorliegen und die geeigneten „Werkzeuge“ (Therapiemethoden) auswählen. Die Diagnose kann im Kindes- und Jugendalter z.B. durch Kinder- und Jugendpsychiatrien und Sozialpädiatrische Zentren, im Erwachsenenalter durch Psychiater, Neurologen und Psychiatrische Kliniken gestellt werden.