An welche Zielgruppe richtet sich das Angebot ?
Es ist in erster Linie eine Selbsthilfegruppe (SHG) für Erwachsene mit dem Asperger-Syndrom. Selbstverständlich sind auch Kanner-Autisten bzw. Hochfunktionale oder Atypische Autisten (also Betroffene des gesamten recht vielfältigen Autismus-Spektrums) herzlich willkommen. Es gibt keine genaue Festlegung eines bestimmten Lebensalters. Da noch eine andere SHG in Wesel existiert, die sich an junge Erwachsene richtet, reicht das Spektrum der derzeitigen Teilnehmer von etwa Mitte 20 bis über 60 Jahre.
Ist eine gesicherte Diagnose eine zwingende Teilnahmevoraussetzung ?
Nein, eine gesicherte ärztliche Diagnose ist nicht notwendig, auch nicht das Stehen auf einer Warteliste für einen Diagnosetermin. Einige Teilnehmer mit abgelehnter Diagnose fühlen sich aufgrund von so vielen Gemeinsamkeiten in der Gruppe gut aufgehoben bzw. mit den anderen Teilnehmern verbunden.
Welche Form einer Selbsthilfegruppe liegt vor ?
Es handelt sich um eine moderierte SHG, d.h. Frau Koslowski, eine Therapeutin vom ATZ Mülheim, leitet die Gruppe, übernimmt die Rednerlisten und berichtet bei Bedarf von Ihren Erfahrungen als Therapeutin. Die Co-Moderation erfolgt von Barbara (Asperger-Autistin und langjährige Teilnehmerin).
Wo trifft sich die Gruppe ?
Die Treffen finden im Autismus Therapie Zentrum (ATZ) Mülheim (Kassenberg 32, 45479 Mülheim an der Ruhr) statt.
Wann trifft sich die Gruppe ?
Die Treffen sind einmal im Monat an einem Samstagnachmittag: 16.00 – 18.00. Der genaue Kalendertermin, also die Woche im Monat, ist nicht näher festgelegt, wird aber im Vorhinein (2-4 Monate) gemeinsam festgelegt.
Ist eine Anmeldung notwendig ?
Eine besondere Anmeldung ist im Normalfall, für die Teilnahme ist nicht zwingend vorgeschrieben, so dass jeder auch spontan vorbeikommen kann. Da Autisten jedoch meist nicht so spontan sind und sich im Vorfeld lange und intensiv mit so vielen offenen Fragen auseinandersetzen, kann ein Gespräch mit Frau Koslowski (über das Büro der Geschäftsstelle zu erreichen) sehr sinnvoll sein. Dieses Vortreffen dient nicht nur der Klärung, ob die Gruppe für potentielle neue Teilnehmer geeignet sein könnte, sondern hilft auch dabei, eventuelle Schwellenängste abzubauen. Im Zuge der COVID-19 Pandemie ist eine Teilnehmerbegrenzung auf Grund der räumlichen Gegebenheiten vorgeschrieben. Melden Sie sich bitte vorab an!
Wie viele Teilnehmer kommen erfahrungsgemäß zu den Treffen ?
Die Anzahl variiert stark von 12 bis 30. Bei über 20 Teilnehmern, teilt sich die Gruppe auf zwei verschieden Räume auf.
Wie läuft ein Treffen ab ?
Nach einer kurzen Einführungsrunde, dem sogn. Blitzlicht, bei dem jeder sich kurz mit Vornamen vorstellt und angibt, ob er oder sie ein Thema für diese Sitzung vorschlagen möchte. Manchmal berichten Teilnehmer in dieser Phase auch kurz von Ihren Erlebnissen der letzten Zeit.
Das Thema der größten Zustimmung oder Relevanz wird meist zuerst aufgegriffen. Nach einer genaueren Themenerläuterung vom Vorschlagenden und der Benennung konkreter Fragen an die Gruppe, berichten die Anderen von eigenen Erfahrungen, eröffnen eine neue Perspektive oder zeigen mögliche Lösungsansätze auf.
Die Einhaltung einer Rednerliste, hat sich bewährt. So wird wildes Durcheinanderreden vermieden und eher die Kultur des Ausredenlassens gepflegt.
Eine weitere Reglementierung existiert nicht. Auf eine ausgewogene Berücksichtigung aller Teilnehmer bei der Redezeit wird etwas geachtet, wie auch Ich-Botschaften (ich habe die Erfahrung gemacht, dass … ) deutlich den Vorrang vor Du-Botschaften (du solltest unbedingt …) gegeben werden bzw. letztere sogar nach Möglichkeit ganz zu vermeiden sind.
Welche Themen werden angesprochen ?
Wer weiss etwas über, hat Erfahrungen mit, kennt sich aus mit, wie geht man am besten mit einem Problem um? sind typische Fragen einer Selbsthilfegruppe. Die Variationsbreite der Themen ist recht breit. Für Neulinge ist der Weg zur Diagnose bzw. der Umgang mit einer frischen Diagnose oft sehr wichtig. Auch die zahlreichen möglichen Begleiterscheinungen von Autismus, wie Aufmerksamkeitsdefizit, Reizüberflutung, Depression, Ängste … kommen oft zur Sprache.
Es sind alle Lebensbereiche relevant, wie Berufsleben, Sozialkontakte (Verwandte und Bekannte) und Freizeitgestaltung. Hilfreich ist die Gruppe vor allem auch bei der Beantragung eines Behindertenausweises, einer Kur oder einer Rente sowie sonstigen Belangen wie Ärzte, Therapeuten, Krankenkassen und Behörden.
Welche Bedeutung hat die Selbsthilfegruppe für den einzelnen Teilnehmer ?
Es gibt zwei gegensätzliche Grundmotive, an den Treffen teilzunehmen. Die SHG als Teil der Freizeitgestaltung anzusehen, dürfe wohl seltener in Reinform auftreten, aber selbst die Freude, Gleich- oder Ähnlich-Gesinnte zu treffen, mag vorkommen. Wichtiger ist jedoch die SHG für die meisten dafür, um konkrete Problemlösungen bzw. Hilfestellung bei der eigenen Lebensführung zu erhalten. Für einige sind die Treffen sicherlich schon eine Art von Therapie.
Am meisten profitiert jeder Teilnehmer vom Umstand, das persönliche autistische Anderssein mal für 2 Stunden zum Normalzustand werden zu lassen. Die Erkenntnis, zwar durchaus etwas Außergewöhnliches zu sein, aber damit nicht absolut allein zu sein und erst recht nicht mit den begleitenden Problemen ohne Hilfe fertig werden zu müssen, ist Ausgangspunkt des Selbsthilfegedankens.
Gibt es irgendwelche Aktivitäten außerhalb der Treffen ?
Direkt im Anschluss an die Treffen findet in einer nahegelegen Lokalität ein zwangloses Nachtreffen statt. Für den Ortswechsel werden Fahrgemeinschaften gebildet und/oder es macht sich eine Fußgängergruppe auf den Weg.
Andere gemeinsame Freizeitaktivitäten gibt es derzeit leider nicht, was oft bedauert wird, also daher nicht immer so auch bleiben muss.
Zwei wichtige Regeln zum Schluss
Wie in vielen Selbsthilfegruppen allgemein üblich, werden auch hier nur die Vornamen der einzelnen Teilnehmer verwendet. Ansonsten gilt ebenfalls die Verschwiegenheitsverpflichtung, d.h. Interna sollen und dürfen nicht außerhalb der Gruppe gelangen.